Achslängenmessung mit dem Zeiss IOLMaster

 

 

1. Was muss man beim Messen beachten?

 

1.1. Allgemeines:

-         Patienten vor jedem Messvorgang zwinkern lassen

-         Instrumententisch, Kopfstütze und Gerät richtig positionieren um verkrampfte Patienten und unnötige Augenbewegungen zu vermeiden

-         Bei Positionierung des Gerätes zum Patienten (Übersichtsmenue) genügt ein Grobfokus

-         Patienten um gute Fokussierung auf orange/roten Fixationspunkt bitten

-         Bei Achslängenmessung fragen, ob Patient Fixierpunkt sieht

 

1.2. Achslängenmessung:

-         Normale Kataraktpatienten mit größerem Leuchtfleck messen (defokussieren) (Messung ist entfernungsunabhängig), Leuchtfleckgröße etwas kleiner als grüner Ring auf dem Bildschirm

-         Kernkatarakte misst man besser etwas außeraxial (in der Höhe verstellen, nicht seitlich) mit feinem Laserspot

-         Patienten mit “Fehler“ (bei dichtem Katarakt/starker hinterer Schalentrübung) und SNR zwischen 1,4 und 1,6 haben oft noch verläßliche Messwerte neben dem Graphen. Falls hier  konsistente Werte stehen, sollten diese per Hand in die Berechnungstabelle eingetragen werden, durch Anklicken des Punktes im Graphen mit der linken Maustaste.

-         Manuelle Korrektur des Punktes, wenn notwendig im Fall von Doppel- oder Mehrfachpeaks in gezoomter Ansicht des Graphen (Details siehe Gebrauchs-anweisung)

 

 

2. Wie groß sind die prinzipbedingten Meßunterschiede zum Ultraschall?

 

Beim Ultraschall wird der Abstand von der Hornhautvorderfläche zur  Grenzmembran gemessen, beim IOLMaster der Abstand Hornhautvorderfläche (exakt :Vorderfläche Tränenfilm) zum retinalen Pigmentepithel.

Zu diesen methodischen Unterschieden wurden eine Vielzahl von Anschluß-/Vergleichsmessungen zum Immersions-Ultraschall durchgeführt. Die daraus resultierenden „Korrekturwerte“ wurden in die geräteinterne Software eingearbeitet, sodass die bekannten Biometrieformeln mit angepassten IOL-Konstanten ohne Probleme verwendet werden können.

Hinzu kommt beim Messen im US-Kontaktverfahren noch der Betrag der Applanation (Verkürzung der Vorderkammer durch den Druck des Ultraschallmeßkopfes auf die Hornhaut) um ca. 100....300 mm. Die Abweichung differiert von Patient zu Patient aufgrund unterschiedlicher Anatomie und hängt beim Ultraschall auch vom Untersucher ab. Teilweise sind jedoch geräteintern bei den US-Produkten schon Korrekturfaktoren integriert, so daß mitunter die Werte im Kontaktverfahren nicht von den in Immersion gemessenen Werten abweichen. In jedem Falle wird mit dem IOLMaster die beim Sehvorgang vorkommende exakte Distanz vermessen, beim Ultraschall nur die angenäherte.

Beim IOLMaster sind die gemessenen Längen vom Untersucher unabhängig.

Durch werkseitige Voreinstellungen des IOLMaster sind Messwerte wie bei Ultraschall in Immersionstechnik zu erwarten.

 

 

3. Erhalte ich bei Ultraschall-Biometrie und optischer Biometrie unterschiedliche Meßergebnisse der Achslänge?

 

Der IOLMaster liefert die an Ultraschall-Biometrie – Immersionsverfahren - angepaßte Meßergebnisse.

Im Vergleich zum Kontaktultraschall sind beim IOLMaster längere Achslängenwerte zu erwarten.

 

 

4.      Was ist bei Doppel- oder Mehrfachpeaks zu beachten?

 

Falls die Reflektion des RPE am stärksten ist, ist die Messung richtig. Kommt in einer Messreihe von z.B. 5 Messungen 4 saubere Einzelpeaks und ein Doppelpeak mit kürzerem Achslängenwert vor, ist davon auszugehen, das beim Doppelpeak die Grenzmembran stärker reflektiert und dadurch ein zu kurzer Achslängenwert vorgetäuscht wird. In diesem Falle kann die nicht passende 5. Messung gelöscht oder entsprechend den Hinweisen in der Gebrauchsanweisung (Zoomen und manuell Messpunkt verschieben) korrigiert werden. Nach der Korrektur wird man feststellen, das der Wert sehr gut in die Messreihe paßt.

Taucht in der Messreihe ein zu großer Achslängenwert vor, liegt eine starke Reflektion der Aderhaut vor. Es ist analog wie bei zu kurzen Werten zu verfahren (löschen oder korrigieren).

Bei Mehrfachpeaks (3-fach) ist analog zu verfahren.

Deshalb sollte bei der Messung immer auf konsistente Messreihen geachtet werden. Ein zusätzlicher Blick auf die Peakstruktur  führt dazu, dass Fehlmessungen verhindert werden.

 

 

 

5.      Wodurch entstehen entstehen Feinstrukturen des Peaks oder Mehrfachpeaks?

 

Die Ursachen sind noch nicht hinreichend erforscht. In der Praxis gibt es möglicherweise durch Nystagmus beeinflußt zusätzliche Reflektionen zu der am stärksten reflektierenden Schicht, dem retinalen Pigmentepithel. Diese Reflektionen kommen von der inneren Grenzmebran oder/und der Aderhaut.

Dies führt zu weiteren Peaks, deren Herkunft meist nur im Zusammenhang mit mehreren Messungen zu klären ist. Bei Doppelpeaks können die Peaks sowohl von Grenzmembran/RPE als auch RPE/Choroid kommen.

Zusätzliche Reflektionen können auch durch Netzhautablösungen produziert werden. In diesem Fall erhält man ein falsches Ergebnis.

 

 

6.      Kann man auch Patienten mit Staphylom (Ausbuchtung der Sklera) exakt vermessen?

 

Ja, gerade bei diesen mit Ultraschall oft nicht sicher und genau zu vermessenden Augen werden mit dem IOLMaster deutlich bessere Ergebnisse erzielt.

Dies resultiert aus einem, dem normalen Sehvorgang nachgebildetem Meßprinzip – Messung in der Sehachse mit kleiner Meßfläche.

Da Staphylome (hintere) mittels Ultraschall A-scan nicht exakt zu vermessen sind, ist bei vermutetem Staphylom ein zusätzliches B-Bild erforderlich. Dies wird in der Regel nicht getan und es entstehen Fehlmessungen.

Bei der optischen Methode wird automatisch richtig gemessen, grobe Fehlanpassungen von IOL’s entfallen auf diese Weise.

B. Lege (Universitätsaugenklinik Würzburg) berichtete in einem Vortrag auf der DGII 2000 (Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsenimplantation)  in Luzern/Schweiz von einem Fall, wo durch die optische Messung eine Fehlanpassung von ca. 5 dpt. vermieden wurde. Sonderdrucke dieser Arbeit sind über Carl Zeiss (Ophthalmologische Geräte) in englischer Sprache zu erhalten.

Irreguläre Formen des Augenhintergrunges gibt es nicht wie häufig angenommen nur bei langen Augen, auch bei kurzen Augen liegen diese vor, sie werden oft nur nicht erkannt.

 

 

7.      Wie hoch ist die Reproduzierbarkeit bei Messungen am Auge?

 

Besser ± 30 mm, das entspricht einem mittleren postoperativen Fehler von kleiner 0,1dpt. Im klinischen Einsatz wurden bei 5 aufeinanderfolgenden Messungen mittlere Standardabweichungen von 23 mm (Dr. Haigis, Universitätsaugenklinik Würzburg, Deutschland) und 25,6 mm für 20 Messungen (Dr. Vogel, Universitätsaugenklinik, Mainz/Deutschland) gemessen. Die Variabilität zwischen 4 verschiedenen Untersuchern betrug 11,8 mm (Dr. Haigis, Universitätsaugenklinik, Würzburg/Deutschland) bei 5 verschiedenen Untersuchern 21,5 mm (Dr. Vogel, Universitätsaugenklinik, Mainz).

 

 

 

Sicherheitskriterium:

Wenn die Einzelmessungen mehr als 100 mm vom Mittelwert abweichen, wird kein Mittelwert angezeigt und die Einzelmessungen müssen auch ihre Konsistens überprüft werden.

 

 

 

 

Dr. Wilfried Bissmann

Carl Zeiss

Ophthalmologische Geräte

 

Telefon:                                                +49 3641 64 2058

Fax                                                     +49 3641 64 2917

 

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Letzte Änderung: 24.Juli 2000